CDG: Was ist aus Ihrer Sicht die wichtigste Erkenntnis über die Donau, die Sie im Zuge ihrer langjährigen Forschung gewonnen haben?
Habersack: Die Donau ist ein komplett gestörtes System. Sie ist im Oberlauf 40% schmäler, 12% kürzer und das Sedimentkontinuum ist unterbrochen, sodass sich nur mehr 10% der Länge von 2600km im Gleichgewicht befinden,der Rest zeigt entweder Sedimentation oder Sohlerosion und es tritt Küstenerosion auf. Die Wassertemperatur ist durch den Klimawandel in den letzten 30 Jahre um ca. 2 Grad gestiegen und Hochwasser- und Dürrerisiken nehmen zu. Die Nutzung durch die Wasserkraft und Schifffahrt trägt einerseits zu erneuerbarer Energie und nachhaltigerem Transport bei, gleichzeitig sinkt die Biomasse der Fische, u.a. durch die Habitatverluste infolge der Regulierung. Dennoch besteht Hoffnung, durch innovative wasserbauliche Maßnahmen wie z.B. Sedimentbypässe oder neue Buhnenformen und insgesamt Flussrückbau Verbesserungen zu erzielen. Dass z.B. die Sedimentänderung seit 2021 nun ein signifikantes Wasserbewirtschaftungsthema im Donau-Flussgebietsplan geworden ist zeigt, wie Forschung direkt Auswirkungen auf das Management hat.
Zukunftstalk (28.2.): Gegen Störungen im System Donau vorgehen
07.02.2024: Der nächste CDG-Zukunftstalk, diesmal zum Thema "Quo vadis, Donau? Die Donau zwischen Schutz und Nutzung", findet zwar erst in genau drei Wochen statt, aber schon ab heute stehen uns die zukünftigen Diskutant*innen netterweise bereits Rede und Antwort: Wir starten mit Laborleiter Helmut Habersack.
CDG-Zukunftstalk Interviews
CD Laboratory for Advanced methods in river monitoring, modelling and engineering
Head of research unit
Univ.Prof. DI Dr. Helmut Habersack
Universität für Bodenkultur Wien
Duration
01.05.2010 - 30.04.2017