27.06.2022: Florian Frauscher: "Es war eine beklemmende Situation."

Schon übermorgen wird der CDG-Zukunftstalk zum Thema "Covid-19 Lessons Learned: Wissenschaft, Wirtschaft, Gesellschaft und Politik in und nach der Pandemie" stattfinden: Während vier der fünf Diskutant*innen – Therese Niss, Markus Gerschberger, Sabine Herlitschka und Dorothee von Laer – in den letzten Wochen bereits vorgestellt wurden, steht uns heute zum Abschluss unserer Interview-Serie Florian Frauscher Rede und Antwort!

CDG-Zukunftstalk zu den Lehren aus der Pandemie – Anmeldung hier!

CDG: Was war Ihr prägendstes Erlebnis in der Pandemiesituation?
Frauscher: Die Pandemie hat uns im Wirtschaftsministerium auf vielfältige Weise getroffen. Eine Vielzahl an Wirtschaftshilfen für Unternehmen und sonstige Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit mussten in kürzester Zeit umgesetzt werden. Während der Großteil der Menschen in Österreich gezwungenermaßen im Home Office war, hat ein kleines Team im Ministerium buchstäblich Tag und Nacht gearbeitet und unter großem persönlichen Einsatz rasche, unbürokratische Lösungen entwickelt und implementiert.

CDG: Welcher Zeitpunkt der Pandemie ist Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben und warum?
Frauscher: Während des ersten Lockdowns am Heimweg nach der Arbeit, meist spät in der Nacht, waren die Straßen und selbst zentrale Verkehrsknotenpunkte meist völlig verlassen, geradezu ausgestorben. Im Fernsehen liefen erschreckende Bilder aus Italien von überfüllten Krankenhäusern und sich stapelnden Leichensäcken. Es war eine beklemmende Situation.

CDG: Gab es im Zuge der Pandemie berufliche Entscheidungssituationen, in denen Sie sich mit heutigem Wissen anders verhalten hätten als Sie es damals taten?
Frauscher: Im Nachhinein ist man – hoffentlich – immer klüger. Mit dem heutigen Wissen hätte man wahrscheinlich in der einen oder anderen Situation etwas anders gehandelt. Gerade aus wirtschaftlicher Sicht hat Österreich die Pandemie aber bisher vergleichsweise gut durchgestanden. Dafür wurden auch beträchtliche Mittel eingesetzt. Ein Beispiel für eine gelungene Maßnahme ist die von uns implementierte Investitionsprämie, die beträchtliche Wachstumsanreize ausgelöst hat und gleichzeitig zur nachhaltigen und digitalen Transformation der Wirtschaft beiträgt.

CDG: Welche Lehren sollte Ihrer Meinung nach die Wissenschaft in der Politikberatung aus der Pandemie ziehen und wie wird sich Ihre eigene Tätigkeit in Zukunft ändern?
Frauscher: Die Pandemie hat aufgezeigt, dass es in Teilen der Bevölkerung eine wissenschaftsfeindliche Haltung gibt. Hier ist Wissenschaft und Politik gefordert, mehr Bewusstsein zu schaffen. Gleichzeitig wissen wir nach über zwei Jahren Pandemie, dass es nicht die eine, einfache Lösung zur Bekämpfung von Covid und der vielfältigen Auswirkungen auf Gesellschaft und Wirtschaft gibt.

Mag. Florian Frauscher, MLS, ist Sektionsleiter der Sektion Wirtschaftsstandort, Innovation und Internationalisierung im Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort und unter anderem für Forschungsorganisation und -förderung verantwortlich.

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