17.05.2022: 3 Fragen an...stv. CDG-Senatsvorsitzende Eva Maria Binder

Eva Maria Binder, langjährige stellvertretende Vorsitzende des CDG-Senats und Mitglied des Kuratoriums der CDG, wurde am 23.3.2022 zur Ehrensenatorin der BOKU Wien ernannt. Wir nutzen die Gelegenheit für ein Kurzinterview.

CDG: Herzlichen Glückwunsch zur Verleihung der Ehrensenatorinnenwürde der Universität für Bodenkultur! Was verbindet Sie mit der BOKU?
Binder: Meine ersten Berührungspunkte mit der BOKU waren 1995, als ich als Projektmanagerin in der BIOMIN – einem kleinen Unternehmen, das auf Futtermittelzusätze spezialisiert war – eine Kooperationspartnerin für ein Innovationsprojekt zum Abbau von Mykotoxinen gesucht habe: Das IFA Tulln war gerade neu gegründet worden, und der damalige Laborleiter und jetzige Professor Rudolf Krska wurde dabei der erste Kontaktpunkt für eine mittlerweile 27jährige, erfolgreiche Kooperation.
Das Mykotoxin-Thema war zu diesem Zeitpunkt eine sehr junge Wissenschaft, aber durch die Zusammenarbeit konnten wir hier eine sehr hohe Kompetenzdichte entwickeln, wodurch das BOKU-Department für Agrarbiotechnologie am IFA zu einer federführenden Institution wurde. Wir als Unternehmenspartner konnten durch Produktentwicklungen Technologieführer in diesem kleinen, aber für die Lebensmittelsicherheit sehr wichtigen Themenbereich werden. Was ich von Beginn an geschätzt habe, war der stets pragmatische Ansatz der BOKU im Sinne von Kooperationen, um wissenschaftlich relevante Ergebnisse erreichen zu können, und die Möglichkeit, dass junge Wissenschaftler*innen sich entwickeln und Karrieren machen können, sowohl im akademischen Bereich als auch in (unserem) Unternehmen.
Insofern verbindet mich mit der BOKU, dass ich bislang seit fast drei Jahrzehnten interessante Projekte mit der Universität begleiten und unterstützen konnte, und ich bin überzeugt, dass wir das auch weiter fortführen werden. Privat verbindet mich mit der BOKU, dass ich im erwähnten ersten Projekt von 1995 meinen Ehepartner kennen gelernt habe – unsere Tochter studiert mittlerweile im 4. Semester an der BOKU: Ihre Begründung für die Studienwahl war, dass sie etwas Sinnvolles machen möchte.

CDG: Warum ist Grundlagenforschung so wichtig für Unternehmen?
Binder: Grundlagenforschung ist die notwendige Basis für erfolgreiche Produkte und Lösungen. Es wäre vermessen zu denken, dass man ohne entsprechende Investments in die Grundlagen auch nachhaltige und gute Ergebnisse erzielen kann. Die akademische Freiheit in Kombination mit der anwendungsorientierten Forschung bietet meines Erachtens die beste Basis, um die Entwicklung hochqualifizierter Expert*innen zu ermöglichen, die in der Folge relevante wissenschaftliche, soziale und wirtschaftlich relevante Themen bearbeiten und lösen können –  und das, was ich mir wünsche, mit Freude.

CDG: Sie sind stellvertretende Vorsitzende des Senats der Christian Doppler Forschungsgesellschaft – was schätzen Sie an diesem Fördermodell?
Binder: Das Modell ist einzigartig, weil es Wissenschaftler*innen sowohl die Basis als auch die Bühne liefert, sich in einem bestimmten und definierten wissenschaftlichen Bereich zu etablieren, und das optimalerweise über einen relevanten Zeitraum von 7 Jahren. Der Evaluierungsprozess ist definitiv aufwendig und herausfordernd, aber wenn man den Auftrag erhalten hat, ein CD-Labor zu leiten, dann gibt es eine gewisse Sicherheit, im gewählten Forschungsbereich entsprechend der Vereinbarungen Leistungen zu erzielen und wissenschaftliche Sichtbarkeit zu erreichen.
Dies ist natürlich auch im Kontext der verbundenen Unternehmen zu sehen, wo im Normalfall der Wissensfluss in beide Richtungen geht, d.h. das akademische Team des CD-Labors profitiert vom Know-How und Input des Unternehmenspartners und vice versa. Rein persönlich sehe ich die CD-Labors auch als ganz wesentliche Inkubatoren für wissenschaftliche Karrieren, sei es in Unternehmen oder an Universitäten. Und es gibt auch einige ehemalige CD-Labor-Mitarbeiter*innen, die selbst eine Laborleitung anstreben, und ich finde es immer wieder sehr positiv, wenn sich ehemalige Doktoratsstudent*innen als Kandidat*innen bewerben.

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