CDG: Herzlichen Glückwunsch zur Eröffnung des neuen Wasserbaulabors! Sie leiteten bereits in den 2010er-Jahren ein CD-Labor, das sich mit Fließgewässer-bezogenen Themen befasste: Könnten Sie uns kurz erläutern, woran Sie damals geforscht haben, was für das neue Labor geplant ist und wo die Berührungspunkte liegen?
Habersack: Unser Ausgangspunkt im CD-Labor war, erst in der Natur zu messen, dann am Computer zu modellieren und schließlich Maßnahmen vorzuschlagen. Dabei sind wir draufgekommen, dass die Berechnungsergebnisse und die Natur in vielen Punkten nicht zusammenstimmten: Also haben wir damals versucht, Hypothesen aufzustellen, was der Grund dafür sein könnte. Die Grundhypothese war, dass der Maßstab unserer Modellversuche, in denen die Formeln abgeleitet wurden, zu klein war; ein Computer kann ja nur Maßnahmen modellieren, wenn die Prozessse mit Formeln mathematisch richtig beschrieben sind. Im neuen Wasserbaulabor wurden nun die Voraussetzungen geschaffen, den Maßstab zu vergrößern und so im Labor möglichst 1:1 wie in der Natur forschen zu können: Wir hoffen dabei auf gravierende Verbesserungen für unser Verständnis in diesem Bereich!
CDG: Mit Thomas Hein und Christoph Hauer gibt es mittlerweile zwei weitere Leiter von CD-Labors, die sich mit der Donau beschäftigen. Können Sie von Synergieeffekten und gemeinsamen Projekten berichten?
Habersack: Christoph Hauers Christian Doppler Labor für Sedimentforschung und -management ist thematisch eng mit dem Wasserbaulabor verbunden und aktuelle Versuche, etwa wie Fische auf Trübe reagieren, wurden durch die Arbeiten in diesem CD-Labor ermöglicht: Hier ist zu erwähnen, dass das CDL nunmehr im neuen Wasserbaulabor forscht; die Untersuchungen des CDLs erfolgen neben Naturmessungen und Computersimulationen damit direkt im Wasserbaulabor.
Eine so direkte thematische Verbindung zu Thomas Heins CD-Labor für Dynamik von Meta-Ökosystemen in regulierten Flusslandschaften gibt es dagegen nicht, aber Zusammenarbeit natürlich dennoch: So arbeiten wir mit dem Kollegen Hein gemeinsam am von mir koordinierten "DANUBE4all"-Projekt innerhalb des Forschungsrahmenprogramms "Horizon Europe" am Thema River Restoration. Genauer gesagt geht es um einen Danube River Basin Restoration Action Plan mit einem Fallbeispiel östlich von Wien, wobei wir letztendlich versuchen, einen Plan für den ganzen Donauraum zu erstellen. Auch jetzt im Wasserbaulabor planen wir Versuche zu Optimierungen eines Leitwerks, Uferrückbau, damit in Verbindungen stehender Insel-Dynamik und künftigen verbesserten Einströmungen in die Au im Nationalpark Donauauen.
CDG: Was schätzen Sie besonders am Fördermodell der CD-Labors?
Habersack: Ich schätze die Möglichkeit sehr, erstens über einen längeren Zeitraum forschen zu können - die Laufzeit von sieben Jahren ist einzigartig im Vergleich mit anderen Ländern - und dabei zweitens mit Industrie und Wirtschaft gemeinsam Lösungen zu erarbeiten, die anwendungsorientierte Grundlagenforschung beinhalten, und damit einen Beitrag für Gesellschaft und Wirtschaft zu leisten. Drittens spielt Bürokratie dabei eine deutlich kleinere Rolle als anderswo. Und natürlich ist man als Laborleiter*in auch Teil eines Netzwerks, in dem der Austausch mit verschiedensten anderen Themenbereichen möglich ist.
Zum Abschluss möchte ich noch einen besonderen Dank an den heutigen CDG-Präsidenten Martin Gerzabek aussprechen: Seine unermüdliche Unterstützung als damaliger BOKU-Rektor hat entscheidend dazu beigetragen, dass das erste CD-Labor zum Thema Donau möglich wurde – und damit auch mit den Grundstein gelegt für die umfassenden Forschungsmöglichkeiten die daraus nun gewachsen sind.