Die Politik hat die Wissenschaft als Gesprächspartner gefunden und politische Entscheidungen auf wissenschaftlichen Prognosen aufgebaut, wobei Wissenschaft und Wirtschaft auch sehr schnell dabei waren, einen Impfstoff herzustellen – doch hat die Krise auch die Wissenschaftsskepsis zum Vorschein gebracht. Im Nachhinein ist man schlauer: Der wissenschaftliche Input war vorhanden, die politische Umsetzung aber nicht ganz optimal, es gibt also einen Handlungsbedarf in Richtung Klarheit, Evidenzbasiertheit und Geschwindigkeit.
Zielvorgaben der Politik sind notwendig, um exakte Aussagen der Wissenschaft zu ermöglichen, was durch die Komplexität der Entscheidungsfindung der Politik aber erschwert wird: Auf jeden Fall wird der Diskurs von Politik und Verwaltung mit der Wissenschaft wichtig bleiben, und eine Institution, die sich dauerhaft mit Gesundheitsfragen an der Schnittstelle zwischen Politik & Wissenschaft beschäftigt und eine Brücke zwischen Forschung und AGES baut, wäre empfehlenswert (Analoges gilt für die Klimakrise).
Der Aufbau einer strategischen Intelligenz ist ratsam, um vorausschauend Entwicklungen zu antizipieren, damit rasch reagiert werden kann (siehe auch Biodiversitätskrise, Blackout etc.): Auch wenn es nie absolute Sicherheit geben wird, kann die Resilienz gesteigert werden. Ebenso ist die Übersetzungsleistung der Wissenschaft sehr wesentlich: Science-Policy-Workshops wie in den USA und eine eigene Laufbahn für Wissenschaftskommunikator*innen wären interessante Ideen hierzu. Auch könnten wissenschaftliche Ergebnisse gemeinsam mit den wissenschaftlichen Prozessen (an denen auch gerade junge Menschen an Schulen teilhaben sollten), die zu ihnen geführt haben, kommuniziert werden, und könnte Digitalisierung verwendet werden, um technisch-naturwissenschaftliche Inhalte der Jugend besser näher zu bringen.
Um die zentralen "Lessons Learned" zum Abschluss noch kurz zusammenzufassen: Kommunikation steht im Mittelpunkt und andere Zielgruppen als Fachkolleg*innen stehen im Vordergrund. Es muss vorausgeschaut und (langfristig) vorbereitet werden, um Spielräume zu ermöglichen, wobei Klarheit mit Mut zur Vereinfachung einhergeht. Ebenso gefordert: Mut zu erklären, dass sich die Erkenntnisse geändert haben und die Schlussfolgerungen sich über die Zeit hinweg ändern, die Eigenverantwortung der Bevölkerung sowie Expectation Management.
07.07.2022: "Lessons Learned": Martin Gerzabeks Resümee
CDG-Präsident Martin Gerzabek rahmte den letztwöchigen Zukunftstalk zum Thema "Lessons Learned: Wissenschaft, Wirtschaft, Gesellschaft und Politik in und nach der Pandemie" mit jeweils einer einleitenden und abschließenden Rede kompetent ein: Passend dazu folgt nun sein kurzes und prägnantes Resümee, welches besonders wichtige Themen der Gesprächsrunde Revue passieren lässt!
CDG-Zukunftstalk CDG-News