JR-Zentrum für Grundlegung einer personalisierten Musiktherapie

Dialogisches Harfenspiel zwischen PatientIn und TherapeutIn
Der verspiegelte Beobachtungsraum der Musiktherapieklinik in Cambridge: Hier erfolgt die Steuerung der vier Kameras (oben links) und die drahtlose Datenaufzeichnung der zwei EEGs (Mitte) von KlientInnen und TherapeutInnen

Dieses Josef Ressel Zentrum widmet sich der Schaffung evidenzbasierter wissenschaftlicher Grundlagen für eine personalisierte Musiktherapie in ausgewählten Feldern der neurologischen Rehabilitation.

 

In klinischen Fallberichten finden sich im Verlauf des Therapieprozesses vielfach Beschreibungen von Resonanzerfahrungen zwischen TherapeutInnen und PatientInnen.

Diese wissenschaftlich schwer fassbaren Phänomene werden in der musiktherapeutischen Arbeit selbst mit schwer hirngeschädigten PatientInnen (z.B. Schädel-Hirn-Trauma, Hypoxie, Schlaganfall etc.) beschrieben.

 

Das ForscherInnenteam folgt der Überzeugung, dass diese Resonanzwahrnehmungen Ausdruck eines existentiellen und anthropologisch grundgelegten Bedürfnisses nach Verstehen und Verstanden-Werden sind, die eine physiologische Analogie haben müssten. Dadurch sind sie einer vertieften wissenschaftlichen Erforschung zugänglich.

 

Das Ziel dieses Josef Ressel Zentrums ist es daher, mit unterschiedlichen wissenschaftlichen Methoden herauszuarbeiten, unter welchen Bedingungen man solche speziellen therapeutischen Begegnungsmomente – obwohl jeweils einzigartig – dennoch reproduzierbar herbeiführen kann und wie TherapeutInnen ihre Empathiefähigkeit dahingehend trainieren können.

 

Die Besonderheit dieses Josef Ressel Zentrums liegt dabei in der Kombination unterschiedlicher wissenschaftlich- methodischer Zugänge (Videografie, Elektrokardiografie, Elektroenzephalografie, etc.), deren zeitliches Zusammenspiel jedoch erst entwickelt werden muss.

 

Der erste Forschungsschwerpunkt richtet sich auf die Bestimmung des individuell abgestimmten optimalen Zeitfensters für einen musiktherapeutischen Impuls. Während dieses Therapiefensters sollten PatientInnen maximal aufnahmefähig und TherapeutInnen gleichzeitig maximal achtsam und empathiefähig sein.

 

Weiters soll bestimmt werden, wieviel Zeit PatientInnen für die Verarbeitung des in der jeweiligen Therapieeinheit gesetzten Impulses benötigen, bevor sie in der Lage sind einen nächsten therapeutischen Impuls aufzunehmen bzw. nach welchem Zeitraum sich TherapeutInnen auf eine nächste Therapieeinheit konzentriert einzulassen vermögen.

 

In einer ersten Phase des Josef Ressel Zentrums werden mithilfe von Studierenden mittels biometrischer Verfahren (Elektrokardiografie, Elektroenzephalografie) und Videoanalysen reproduzierbare Abläufe zur Erkennung dieser optimalen Zeitfenster entwickelt. In weiterer Folge werden innerhalb dieser Zeitfenster therapeutisch bedeutsame Momente (s.g. „Begegnungsmomente“) im musiktherapeutischen Prozess identifiziert. Diese Erkenntnisse werden ab dem dritten Jahr in die klinische Praxis übertragen.

 

Der zweite Forschungsschwerpunkt stellt sich der Frage, wie Studierende und TherapeutInnen ihre empathischen Fähigkeiten entwickeln bzw. vertiefen können, um mit ihren PatientInnen in Resonanz zu treten.

 

Zuerst werden Methoden entwickelt, um empathische Reaktionen biologisch und psychologisch zu identifizieren und zu quantifizieren. Hierfür werden bei Studierenden nach Stimulation mit entsprechenden Filmsequenzen u.a. die Oxytocin- und Cortisonspiegel, sowie die Herzfrequenzvariabilität gemessen sowie psychometrische Tests durchgeführt. Daraus lassen sich u.a. Unterschiede zwischen einzelnen Personen herauslesen, und deren Trainingsfortschritte dokumentieren.

 

Diese Forschungsarbeiten haben zum Ziel, evidenzbasierte Grundlagen für den Einsatz der Musiktherapie in der neurologischen Rehabilitation zu schaffen.

Zwei Musiktherapiestudentinnen sind für die EEG Datenaufzeichnung vorbereitet und werden gleich gemeinsam improvisieren
Symbolbild PET-Scan

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