Interview mit Dr. Franz Androsch

September 2018

CDG: Warum ist Grundlagenforschung für Innovation so wichtig?
Androsch: Anwendungsorientierte Grundlagenforschung ist absolut notwendig, wenn neue Werkstoffe und Verfahren entwickelt werden, um ein grundlegendes Verständnis von dabei neu auftretenden Phänomenen zu bekommen und Zusammenhänge besser verstehen zu können. Metallurgie und Werkstoffkunde haben sich zu einer hochkomplexen Wissenschaft entwickelt. Technologieführerschaft ohne Grundlagenentwicklung ist heute nahezu undenkbar. Grundlagenwissen stellt somit in vielen Fällen eine notwendige Ergänzung zur Unternehmensforschung dar und ermöglicht oder beschleunigt die Entwicklung neuer Verfahren und Produkte.

CDG: Was sind die großen Herausforderungen in der Zusammenarbeit mit Universitäten?
Androsch: Für die Grundlagenforschung, die wir nicht selbst durchführen können, sind wissenschaftliche Partner, allen voran die Universitätsinstitute, sehr wichtig. Wir streben an, unsere gesamte Prozesskette mit wissenschaftlichen Partnern abzudecken und in wesentlichen Bereichen langfristige Partnerschaften aufzubauen. Die Zusammenarbeit erfolgt immer auf Augenhöhe und sollte für beide Partner eine win-win-Situation darstellen. Wir profitieren vom Wissen und den Ressourcen der Institute, die ja auch Quelle für neue hochqualifizierte Mitarbeiter*innen sind. Das Institut wiederum profitiert von der Aufgabenstellung und den finanziellen Mitteln der Unternehmen.

CDG: Was schätzen Sie besonders am Fördermodell der CD-Labors?
Androsch: CD-Labors funktionieren unbürokratisch und sind sehr flexibel. Dadurch, dass man auch während der Laufzeit neue Module einrichten, weitere Partner einbinden oder das Budget anpassen kann, ist es möglich, damit sehr gut auf neue Entwicklungen oder Veränderungen zu reagieren. Das Modell ist unkompliziert mit klaren Spielregeln, klar ausformulierten Zielen und hat eine definierte Laufzeit. Der Freiraum von 30 %, um rein wissenschaftliche Forschung durchführen zu können, ist auch für die Unternehmen von großem Vorteil. Dadurch können die wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen im CD-Labor viel stärker in die Tiefen der Grundlagen gehen – ein Vorteil gegenüber bilateralen Projekten mit Auftragsforschungscharakter, wo gezielt und mit Ergebnisdruck reine angewandte Forschung betrieben wird.

CD-Labor für Modellbasierte Prozessregelung in der Stahlindustrie

Leitung

Univ.Prof. DI Dr. Andreas Kugi

Technische Universität Wien

Laufzeit

01.01.2014 - 31.12.2020

Unternehmenspartner

voestalpine Stahl GmbH

Christian Doppler Forschungsgesellschaft

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