CD-Labor für Reststoffbasierte Geopolymer Baustoffe in der CO2-neutralen Kreislaufwirtschaft

Schlacke vor der Verarbeitung als Bindemittel in Geopolymer Baustoffen.
Laborleiter Grengg und Florian Mittermayr untersuchen die mikrostrukturellen, chemischen und mineralogischen Eigenschaften von Geopolymermaterialien mittels Elektronenstrahlmikroanalytik.

Dieses CD-Labor will höchst interdisziplinär Expertise aus Abfall-, Material-, Umwelt-, Geo- und Bauingenieurwissenschaften zusammenbringen und so neuartige reststoff- und geopolymerbasierte Baustoffe erarbeiten. Deren nachhaltige Herstellung und hohe (bio-)chemische Resistenz wird zu stabileren Infrastruktureinrichtungen (und damit geringeren Renovierungskosten) beitragen und gleichzeitig wichtige Schritte in Richtung CO2-neutraler Baustoffentwicklung gehen.

 

Sogenannter Portlandzement stellt im modernen Baugewerbe das mit Abstand meistverwendete Bindemittel dar, doch seine Anfälligkeit gegen Korrosion begünstigt Beschädigungen durch Wind, Wetter und andere Umwelteinflüsse (etwa die Einwirkung (bio-)chemisch aggressiver Anteile des Abwassers auf Abwassertransportsysteme und Kläranlagen), was zu Sicherheitsproblemen und hohen Ausgaben für die Instandhaltung von Bauwerken führen kann: Weltweit werden durch Korrosion verursachte Kosten auf 2,5 Billionen US-Dollar (oder ca. 3,4 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts) geschätzt, große Anteile davon beziehen sich auf den Baustoff Beton.

 

Auf der anderen Seite ist die Herstellung von Baumaterialien (welche für die Renovierung oder den Neubau von durch Korrosion beschädigten Infrastruktureinrichtungen essentiell sind) für knapp ein Zehntel (etwa 9 Prozent) aller weltweit erzeugten Treibhausgasemissionen verantwortlich, was eine massive Umweltbelastung darstellt. Und schließlich erweist sich auch der derzeitige Umgang mit Abfällen wie jenen aus Bauvorhaben in Österreich weder in Bezug auf Effizienz noch auf Umweltschutz als optimal: Mineralische Abfälle stellen mit 54 Mio. Tonnen im Jahr (oder 76 Prozent des gesamten Abfallvolumens) nicht nur den größten Abfallstrom des Landes dar, auch werden fast 60 Prozent von ihnen deponiert, wodurch wertvolle Ressourcen und große (Deponie-)Flächen verloren gehen.

 

Passend zum interdisziplinären Ansatz sagt dieses CD-Labor allen diesen Problemen gleichzeitig den Kampf an: Erstens besitzen Geopolymere im Vergleich zu auf Portlandzement basierenden Baustoffen generell eine höhere Widerstandsfähigkeit in (bio)chemisch aggressiven Umgebungen, was neben mehr Stabilität auch zu einer weit geringeren finanziellen Belastung führt, könnten doch 15-35 Prozent der genannten 2,5 Billionen US-Dollar Kosten durch Korrosion mittels des Einsatzes beständigerer Materialien und effektiverer Zustandserhebungen eingespart werden. Zweitens erlauben Geopolymer-Baustoffe die Nutzung von mineralischen Abfällen, Sekundärrohstoffen und Reststoffen als Haupt-Bindemittel, wodurch diese, im Gegensatz zur Verwendung als Zement-Zusatzstoffe, in weit größeren Mengen eingesetzt werden können, was Deponien und damit Umwelt weiter entlastet. Und drittens fällt das Erderwärmungspotential bei reststoffbasierten Geopolymeren um 10 bis 80 Prozent geringer aus als es bei Baustoffen auf Portlandzement-Basis der Fall wäre, was der Umwelt enorm zugutekommt.

 

Durch dieses raffinierte Vorgehen werden somit nicht nur Kosten und Sicherheitsrisiken drastisch reduziert, sondern es wird damit auch rasant auf die titelgebende CO2-neutrale Kreislaufwirtschaft hingearbeitet: Dieser Begriff steht für ein regeneratives System, in welchem Ressourcenverbrauch und Emissionen durch Verlangsamung, Schließung und Verengung von Stoff- und Energiekreisläufen minimiert werden, was einen wichtigen Schritt in Richtung CO2-neutraler Baustoffentwicklung darstellt!

Probenentnahme: Dieser Kanalschacht zeigt stark fortschreitende Materialkorrosion durch in mikrobiologischen Umwandlungsprozessen entstehende Schwefelsäure – im CDL entwickelte Geopolymer-Baustoffe wären hier weit dauerhafter.
Laborleiter Grengg mit zwei reststoffbasierten Geopolymer Probekörpern.

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Eröffnung am 03.03.2023: Pressemeldung der TU Graz

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